Feldarbeit im Ferghanatal, Foto: Angela Rustemeyer CC BY-NC-ND 3.0 DE

Frauen bei der Feldarbeit im Ferghanatal

Angela Rustemeyer

Auf dem Höhepunkt der Perestroika war ich mit dem WDR in Kokand (Usbekistan), um Interviews mit Askol’d und Vera Kurov/a zu dolmetschen, die im Zweiten Weltkrieg aus Zentralrussland nach Köln deportiert worden waren. Die beiden wurden in diesem Spätsommer 1988 jeden Tag gefilmt. Ich habe darum keine Aufnahmen von ihnen gemacht, sondern von der Umgebung, so diese von der malerisch anzusehenden Knochenarbeit auf einem Feld im Ferghanatal.

Der Zwangsarbeiter Askol’d Kurov hatte im Kölner Gestapogefängnis gesessen und eine Inschrift in die Zellenwand geritzt. Jahrzehnte später berichtete ein Redakteur der DKP-Zeitung „UZ“ über ihn. Von ihm erhielt ich Kurovs Adresse. Auf meine Briefe bekam ich Antwort, nachdem ich 1987 auf Rat Karl Schlögels das Sowjetische Komitee der Kriegsveteranen um Unterstützung gebeten hatte. Kurov schilderte seine Flucht aus der Kölner Gestapozelle ins Bergische Land (durch den Ort Overath, wohin meine Mutter damals evakuiert worden war).

Zurück in der Sowjetunion kam Askol‘d mit vier Monaten Arbeitsbataillon verhältnismäßig glimpflich davon. Im usbekischen Kokand arbeitete er in einer Schuhfabrik, Vera als Krankenpflegerin. Ihre Geschichte habe dort außer ihren Kindern niemand gekannt, sagten sie.

Wir Kölner*innen bewunderten die Schönheit Kokands. Kurov war es fremd: Er wollte zurück nach Russland. Dort ist er im Jahr 2000 gestorben.

 

PD Dr. Angela Rustemeyer studierte Osteuropäische Geschichte, Slawistik und Mittlere und Neuere Geschichte in Köln und Paris. Sie ist Lehrbeauftragte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und seit 2009 Leiterin von Projekten zur Entwicklung der Literalität Erwachsener beim Deutschen Volkshochschul-Verband.

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